Das Festival hat jetzt angefangen. Das haben jetzt auch die Filmvorführer mitbekommen. Denn inzwischen beginnen die Filme wenigstens 'ne viertel Stunde zu spät, also wie man es gewöhnt ist. Ansonsten war ich heute fleißig. Und ich mach ja tagsüber noch andere Sachen. Trotzdem hab ich es auf vier Filme geschafft. Diese waren:
Uma onda no ar (Radio Favela) von Helvécio Ratton, Brasilien (Reihe: International Discoveries)
Hierbei wird eine wahre Geschichte erzählt, wie in den Favelas, also den Slums Brasiliens einige Jugendliche sich über die Kommerziellen Radiosender aufregen, und beschließen ihren eigenen Sender in betrieb zu nehmen. Als ihnen das gelingt, beginnen die Probleme aber erst. Und was alles passiert bis sie dann von der UNO ausgezeichnet werden wird hier mit Musik und viel Humor beschrieben.
Wie die Produzentin erzählte betrachtet Sie diesen Film als Erweiterung etwa zu dem Film City of God, in dem nur die Probleme geschildert werden. In Radio Favela dagegen wird auch gezeigt das es Versuche der Slumbewohner gibt ihr Schicksal selbst in die Hände zu nehmen. Und so ist ein Film entstanden dessen positive Botschaft. Schon vom ersten Augenblick klar ist. Und auch wenn er einige Längen hat, so ist er doch unterhaltsam und Rutsch nicht in einen Gute-Menschen-Film ab. Denn jeder der Charaktere hat so seine Probleme, und das einer der Freunde ein Drogendealer ist, macht das ganze doch eher glaubwürdiger. So ist es ein ansehnlicher Film, auch wenn es noch besser werden darf.
Furia (Wütend/The Rage) von Radu Munean, Rumänien (Reihe: Internationaler Wettbewerb)
Luca ist ein kleiner Gauner. Leider auch etwas heißblütig. So vermasselt er ein getürktes Rennen. Er gewinnt, wo er doch verlieren sollte. Daher bekommt er völlig überraschend eine Rechnung von 7000 Dollar präsentiert, die er doch bitte bis morgen begleichen soll, wenn er den übernächsten Sonnenaufgang noch erleben will. Statt dem Geld das er nicht hat kommt er aber auf die Idee eine andere "Ware" anzubieten. Aber das ist gar nicht so einfach wie er es sich vorstellt.
Auch einen Film zu machen ist nicht einfach. Und was hier aus Rumänien kommt ist nichts ganzes uns nichts halbes. Die Darstellung des Loosers ist nicht gerade neu. Und die, z.t. exzessive, Darstellung von Gewalt ist es auch nicht. Dabei rutscht der Film nicht in ein Trivialmärchen ab, ist aber auch nicht gerade ein Highlight. Anständiges Mittelmaß würde ich sagen.
Donau, Dunaj, Duna, Dunav, Dunarea von Goran Rebic mit Otto Sanders und Robert Stadlober, Österreich (Reihe: Internationaler Wettbewerb)
Im einzigen deutschsprachigen Wettbewerbsbeitrag kommt gleich eine Horde von bekannten Schauspielern. Allen voran Otto Sanders welcher einen Kapitän eines Donauschiffes spielt und Robert Stadlober als dessen Sohn. Und alles dreht sich um das Schiff bzw. um den Fluss dessen verschieden Namen bis zur Mündung dem Film den Titel gegeben hat. Und so kommen die unterschiedlichsten Charaktere zusammen die für eine kurze Zeit eine Schicksalsgemeinschaft bilden.
Große Namen und die Platzierung als Eröffnungsfilm des Festivals wecken Hoffnungen. Hoffnungen die nicht erfüllt werden. Viele kleine Geschichten ergeben eben noch keine Große. Da hilft auch kein Otto Sanders. Denn die einzelnen Geschichten laufen mehr oder weniger neben her, sie sind kaum verquickt. Man merkt das wenn 'ne viertel Stunde lang vom einem Erzählstrang gar nix zu hören ist, und dann dieser wieder aufgenommen wird, als ob es nahtlos weiterginge. Enttäuschend.
Khamoushiya Darya (Die Stille des Meeres/Silence of the See) von Vahid Mousaian, Iran (Reihe: Internationaler Wettbewerb)
Siavash ist Iraner und lebt es Emigrant in Schweden. Er hat Frau und Kind, und macht sich eines Tages plötzlich auf um in sein Heimatland zu reisen. Dazu kommt er auf eine Insel im Golf, um von da aus vielleicht eine Möglichkeit zum Übersetzen zu finden. Denn Offiziell wird er nicht einreisen können. Und so telefoniert er fast die ganze Zeit, um einen Weg zu finden seine Wünsche zu erfüllen.
Tatsächlich ist dieses Telefonieren der Hauptbestandteil des Filmes. Er telefoniert mit seiner Frau und seiner Tochter, mit seinem Freund im Iran und anderen. Darüber hinaus passiert herzlich wenig in diesem Film. Und auch seine Gefühlregungen sind nicht nachvollziehbar. So bleiben schöne Bilder, aber nicht mehr.
Am Abend gabs dann wieder gute Gespräche. Z.b. ist Hochzeitsvideo bei den anderen besser Angekommen. Bei Hong Kong Police dagegen waren wir uns einig. Es ist dann wieder spät geworden.
|
||||||||||||
Tjah lesen sollte man können.
Dann hätte ich im Programm nachlesen können das der Bus nach Heidelberg um 17h30 fährt. Aus irgend einem Grund war ich der Meinung das dieser um 18h Abfahrt hat. Und da die Technik sich noch nicht warmgelaufen hatte konnte man in MA auch keine Karten für Heidelberg holen. Sonst hätte ich ja einfach den nächsten Bus genommen. Soviel zum Thema Eröffnungsveranstaltung, traditionsgemäß findet die ja in Heidelberg statt. Auf die Eröffnungsreden kann ich zwar gut verzichten, doch die Vorstellung der Internationalen Jury hätte ich gerne mitgekriegt.
Jedenfalls hab ich dann kurzfristig umdisponiert, und ging ins Mannheimer Atlatiskino um mir drei Filme anzuschauen.
Tvilling (Sternzeichen Zwilling/Gemini) von Hans Fabian Wullenweber, Dänemark.
Lars ist ein kleiner Angestellter der sich im Supermarkt einer Tankstelle seinen Lebensunterhalt verdient. Abends ist er dann für seine Mutter da, die behindert, an den Rollstuhl gefesselt, auf seine Hilfe angewiesen ist. So ’ne richtige graue Maus eben. Dann wird die Geschichte erzählt wie er der Frau seines Lebens begegnet, die zufällig im gleichen Haus wohnt und öfters bei ihm einkauft. Als sie dabei einmal umkippt bringt er sie heim und kümmert sich um sie. Bis zum Abend dieses Tages sind sie ein Liebespaar, und er kennt ihre Geschichte. Und er Verändert sich.
Der Film ist sehr interessant. Es wird dabei kaum etwas gesprochen, allenfalls „technisches“ um die Geschichte weiter zu führen. Emotionen kommen aber kaum zutage. Diese werden durch Blicke, Gesten und die Handlung vermittelt. Auch sehr interessant ist das teile des Films offensichtlich durch eine kleine Handkamera im Dokumentarstil gedreht wurden, auch wenn in diesen Szenen gar keine Kamera vorkommt. Dabei ist dieses Spiel mit der Technik und den Schauspielern überzeugend rübergekommen, und spannend umgesetzt. Trotzdem bleibt eine gewisse Distanz zum Film die ich nicht so richtig erklären kann. Jedenfalls einer der besseren Filme des Festivals.
Sábado (Hochzeitsvideo/Saturday) von Matias Bie, Chile.
Die Grundidee ist so einfach wie überzeugend. Die Nebenbuhlerin erscheint bei der Braut ihres Freundes, und zwar an deren Hochzeitstag. Als „Geschenk“ hat Sie einen Schwangerschaftstest dabei der zeigt das Sie ein Kind erwartet. Um diesen Tag nicht zu vergessen hat Sie ihren Nachbarn engagiert, der mit seiner Kamera diese Begegnung filmt. Kurzerhand leiht sich die Braut Kamera mit –mann aus, und stellt ihren Bräutigam zu Rede. Und so kommt es zu einem 65 Minuten Film ohne Schnitt.
Eine nette Idee ist leider noch kein guter Film. Und auch in diesem Film ist die Substanz doch arg dünn. Die Hauptdarsteller dürfen in dieser Stunde mehrfach so richtig heulen, bloß so richtig glaubwürdig ist das nicht. Auch das die Hälfte des Films im Auto stattfindet, wo dann belanglose Gespräche mit dem Kameramann diese Lücken füllen, ist für den Spannungsbogen gelinde gesagt tödlich. Schade.
The Final Night of the Royal Hong Kong Police (Die Hongkong Story) von Lau Shing-hon, China/Hongkong.
Ein Polizist stirbt. Genau in der Nacht in der Hongkong an China zurückgegeben wird (1.7.1997). Diese dient als Aufhänger um über die Hong Kong Police und ihrer Geschichte in den Jahrzehnten vor diesem Datum zu berichten. Dabei gehen persönliche Geschichten nahtlos in Historische Ereignisse über. Oft ist gar nicht klar ob irgend welche Bilder extra für diesen Film produziert wurden oder tatsächlich Historisch sind.
Doch leider hat dieser Film den Charme einer Telekolleg-Geschichtsstunde. Es gibt zwar einzelne gute Szenen, es fehlt aber der Zusammenhalt der aus diesen einen zusammenhängenden Film macht. So bleibt es bei einer Ansammlung von Bilder. Nur die Abschlussszene bei der um Mitternacht dieses Tages die britische Totenflagge durch die Chinesische ersetzt wurde ist überzeugend.
|
||||||||||||
Also Morgen gehts los.
Der Kühlschrank ist voll, Getränke sind gekauft, Brot hole ich am Samstag. Denn zum Einkaufen kommt man in den Tagen ja doch nicht.
In jedem 2. Geschäft in der Fußgängerzone wird das Motiv des Filmfestivals aufgenommen. Manch mal nur Plakate, manchmal richtig kreativ. Und wie jedes Jahr stand am Paradeplatz der Bauwagen an dem es die Karten zu kaufen gibt.
Aber jetzt muss ich ins Bett, man will doch ausgeschlafen sein.
|
||||||||||||
Wieder ist ein Jahr vorbei, wieder gehts in Kürze los.
Und wieder werde ich Kommentieren was es zu sehen gab. Nicht nur die Filme sondern das ganze Festival. Ich hoffe mehr Zeit zu finden, und so meine Berichte ausführlicher gestalten zu können. Auch meine neue Kamera läuft sich so langsam warm.
Das Programmheft ist groß, bunt und macht Laune auf 10 Tage Film. Na gut, ich hab noch kaum reingeschaut. Aber das ist doch jedes Jahr und in jedem Heft so. Welchen Film ich wann anschaue wir sich 'eh kurzfristig ergeben. Ich bewundere ja die Leute die am 1. Tag sagen können in welchem Film sie am 2. Freitag um 21h sitzen. Bei mir hat das noch nie geklappt.
Das nennt sich dann chaotisches kreatives Zeitmanagement.