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Andere Infos: Filmkritik zu aktuellen Filmen |
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Da ich ohnehin jedes Jahr zum Filmfestival gehe, hab ich mir überlegt "Warum denn nicht andere Teilhaben lassen?"
Also Morgen (7.11.02) geht's ja wieder los. Dann gibts jeden Tag hier was zu lesen. Und ab und zu vielleicht auch ein paar Bilder.
Tjah, der 1. Tag is rum. Zuerst war großes Hallo. Man sieht doch immer wieder die gleichen Gesichter. Nach über 10 Jahren ist das wie ein kleines Nach-Hause-Kommen.
S' ging gleich mit Stress los. Die Party hab ich mir gespart, dafür dann drei Filme geguckt. Am Beeindruckensteen fand ich den zweiten. "Weg nach Hause" ("Jibeuro") aus Korea, von Lee Jeong-hyang. Seit vor ein paar Jahren Korea ein Schwerpunktthema war, ist es immer wieder überraschend wie gut die Filme von dort sind. In Jibeuro geht es um einen kleinen Jungen der für einige Zeit bei seiner Großmutter abgeladen wird. Das Spiel der beiden ist einfach klasse. Wie die sich näher kommen, und der Junge seine Abneigung gegen alles und jeden verliert ist echt sehenswert. Schöner, ruhiger, nicht aufdringlicher Film. Marke 3sat, 23h. Preis kriegt er keine, läuft ja "nur" in den Discoveries. Aber das die nicht schlechter sind, eher besser, als die Filme im Wettbewerb ist ja nichts neues.
Wie lange braucht man von HD-Hauptbahnhof zum Gloria-Kino? Jedenfalls solange das man die ersten fünf Minuten vom Film verpasst. War aber nicht schlimm, da es 'eh ein Episodenfilm war. Aber auch sonst hat mir Toute une nuit nicht so zugesagt.
Dann gab's um 20h30 die offizielle Eröffnung mit ca. 'ner Stunde Reden. Hab ich auch Überlebt. Schwieriger waren da schon die Räumlichkeiten. Das Kino hatte den Charme einer Fabrikhalle ohne Charme. Lag vermutlich daran das es früher wohl 'ne Lager oder Fabrikhalle war. Und wenn die Heizung angeht sind die Lüfter so laut das es schon stört. Arme Heidelberger. Der Film Glosniej od bomb (Besser als Amerika) hat mich dann auch nicht so überzeugt. Eigentlich war er ja ganz gut, aber zwischen Slapstick und Tiefsinnigem ist bei mir der Funke nicht übergesprungen. Schade eigentlich.
Dr. Michael Kötz
Festivaldirektor |
Dieses mal war es ein kurzer Tag. Am Nachmittag gab es ein "Öffentliches Gespräch" mit Zhang Yimou. Und davon hab ich auch noch recht wenig mitbekommen da ich dort einen Bekannten mit Freundin getroffen habe. Da wir 'eh nix mit bekommen haben sind wir dann irgendwann in 'ner Kneipe verschwunden, da haben wir wenigstens niemanden gestört beim Reden.
Am Abend gabs dann die Ehrung von Zhang Yimou mit der Urkunde "Master of Cinema" und dann den Film Rotes Kornfeld. Der Film der ihn, zu Recht, berühmt gemacht hat. Und anschließend Party. Ging dann noch recht lange, viele gute Gespräche.
Heute war ich etwas fleißiger. Immerhin 3 Filme. Um 20h gabs da etwas den Film Happy Times, von Zhang Yimou. Für die Leute mit funktionierendem Kurzzeitgedächtnis (etwa wie in Momento): das ist der gleiche wie gestern. Der Film ist sehenswert. Er spielt im heutigen China, könnte aber genau so in irgend einer anderen Metropole spielen. Die Probleme sind die gleichen. Die Lösungen sind, sagenwirmal, interessant. Kommt übrigens in 2 Wochen in die normalen Kinos.
Der andere Film der hängen geblieben ist war Die meisten Menschen leben in China. Ein schöner Episodenfilm. Skurrile Geschichten aus Norwegen. Nach dem Film weis man warum man ein wasserfestes Handy in Norwegen braucht. 1. Anwärter für den Publikumspreis.
Nix Fasching, Filme gibts.
Neben einem weiteren Film von Zhang Yimou, Die Rote Laterne, gab's fast nur gute Filme. Charly Butterfly ist eine Hoffnung machende Geschichte über einen Mann der erst Blind werden musste umsehen zu können. Und seinem Sohn hat er es auch gleich beigebracht. Den einzigen deutschen Beitrag im Wettbewerb, Mathilda, verschweigen wir lieber. Etwas ähnlich peinliches hat es schon lange nicht mehr gegeben. Dürfte eindeutig der schlechteste Film auf dem Festival sein. Das wurde dann von dem Türkischen Film Im Niemandsland (Hiçbiryerde), wieder ausgeglichen. Die Geschichte einer Mutter die ihren Sohn sucht der in der heutigen Türkei verschwand.
Von den Filmen die ich heute gesehen habe will ich mal zwei Vorstellen.
Das zum ersten Glowing Growing (Die Freiheit des Einzelnen). Darin wird
die Geschichte zweier Jugendlicher im heutigen Japan erzählt. Z.T. wegen
persönlicher Schwierigkeiten, z.T. wegen mangelnden Selbstvertrauens beschließen
die Beiden eine Reise zum 500 km entfernten Treffpunkt einer Selbstmordgruppe
zu machen. Was auf dem Weg alles passiert und ob die beiden ankommen erzähl
ich aber jetzt nicht. Das Problem ist aber das die Seelenzustände der Jungs
nicht überzeugend rüberkommt. Daher kann ich den Film eigentlich nicht
empfehlen.
In Tokyo-Noise ist der Hauptdarsteller Tokio. Aus dem zusammenschnitt
von fast einem Duzend Interviewen mit Bildern von Tokio, dem Fuijama und aus
dem heutigen Japan wird eine Stadt vorgestellt die vor Leben geradezu überquillt.
Den schnellen Bildern aus der Hauptstadt werden die Ruhe des Fujiamas gegenübergestellt.
Was dabei herauskommt ist ein sehr interessantes Porträt einer der wichtigsten
Metropolen unseres Globusses. Sehenswert. Eigentlich ein sicherer Anwärter
auf den Dokumentarfilmpreis, aber leider gibt es den ja nicht mehr. Jedoch kann
es dieser Film problemlos mit den übrigen Wettbewerbsfilmen aufnehmen.
Heute will ich zwei Filme präsentieren.
Erst mal Duas vezes com Helena (Helena und ihr Geheimnis) in dem fast
schon Kammerspielartig drei Personen umeinander kreisen. Der Schützling
des Professors treibt es mit dessen Frau natürlich ohne das der Professer
davon weiss. Oder doch alles ganz anders? Aber der Film bleibt doch etwas fremd.
Die Beweggründe sind nicht gerade nachvollziehbar. Trotz netter Effekte
ist er eines Preises nicht würdig.
In La Spanole (Die schöne Spanierin) fliegen dagegen so richtig
die Fetzen. Und Teller und Bilder und Zöpfe. Dabei ist der Film so richtig
unterhaltend, mit allen Vorurteilen die man so dem Südländischen Temperament
gegenüber hat. Aber warum musste der Mann auch ausgerechnet seine Schwangere
Frau verlassen? Und deren Tochter ich die es auch faustdick hinter den Ohren
hat. Aber bei allen Lachern ist dieser Film doch fast zu flach für einen
Mannheimer Preis. Obwohl doch beim Publikumspreis einiges möglich ist.
Mal sehen.
Danach gings wie jedes Jahr auf die Mittwochsparty. Zuerst in Heidelberg,
wobei es dort eine etwas blöde Trennung zwischen VIPs und Fußvolk
gab. Das geht aber besser. Jedenfalls eine gute Gelegenheit wieder Leute kennen
zu Lernen und über die Filme zu Quatschen. Die Leute vom letzten Bus Richtung
Mannheim haben dann im Steigenberger Hotel weitergefeiert. Es soll noch recht
lange gegangen sein, ich hab mich aber irgendwann abgeseilt.
Auch heute will ich zwei der besseren Filme hier kurz erwähnen.
Zum einen der Amerikanische Bugs (Käfer). Ein origineller Episodenfilm.
Dabei wird der normale Wahnsinn dargestellt. Etwa die Frau die ihrem Mann jedesmal
ein opulenteres Mahl hinstellt, er es aber nicht will. Was dann aber doch nicht
in einem Mordversuch endet. Oder der Mann im Call Center der ausrastet und mal
wieder seinen Job verliert.
Ganz besonders empfehlen will ich Les Diables (Kleine Teufel). Darin
wird aus der Sicht zweier Geschwister die Welt gezeigt, die sich gegen die beiden
verschworen hat. Auf der Suchen nach dem einfachen Glück werden Häuser
angesteckt, Autos geklaut und Menschen verletzt. In dem Film und besonders in
den beiden jungen Darstellern manifestiert sich eine Wut wie ich es auf diesem
Festival noch in keinem Film gesehen habe. Ungefilterte, starke Emotionen. Für
mich der Favorit in diesem Festival.
Oder kommt Morgen noch was besseres?
Letzter "voller" Tag. Und wieder einige schöne Filme gesehen.
Da war etwa Umur. Eine Liebesgeschichte aus Finnland. Ohne Kitsch wir
das Begegnen, das Zusammenleben und das Ende der Leben zweier Menschen gezeigt.
Dabei bleibt der Spannungsbogen den ganzen Film über erhalten, und bricht
nicht ab wie man es leider immer wieder erlebt. Die Landschaft Finnlands hilft
dabei dem Film ungemein, und die wenigen Stadtszenen sind eher als Kontrapunkt
zu sehen.
In Zmruz Oczy (Wahrheiten und Augenzwinkern) wird ein moderner Aussteiger
gezeigt der im Sinne eines Outlaws auf einer Farm irgendwo in Polen lebt und
sich weigert am normalen Leben teilzunehmen. Das ihm ein 10 jähriges Kind
zuläuft das von Zuhause ausgerissen ist macht die Situation auch nicht
einfacher. Ein schöner Film über die Möglichkeit des Unmöglichen
und wieso es keinen Abschied gibt.
Caja Negra (Black Box) zeigt mit ganz einfachen Mitteln drei Menschen.
Die Enkelin die sich um Ihre Großmutter kümmert, die Großmutter
die immer gute Ratschläge hat und Kuchen liebt, sowie der Vater der gerade
aus dem Gefängnis entlassen wurde und der zu denen Menschen gehört
wegen derer man die Straßenseite wechselt. Es geht dabei hauptsächlich
um den Vater und die Tochter die sich wohl zum erstenmal so richtig kennen lernen.
Ohne viel Worte erzählen ein Blick oder eine Handbewegung ein halbes Leben.
Jetzt isses also rum. Aber eins nach dem anderen. Zuerst noch einige Filme.
In Mapmaker (Der Landvermesser), wird die Geschichte eines Mannes erzählt,
an dessen Beispiel die Gewalt in Nordirland gezeigt wird. Neben wunderschönen
Landschaftsaufnahmen ist ein guter Krimi mit überraschenden Wendungen zu
sehen. Leider ist für so was mein Englisch doch nicht ganz ausreichend.
Der breite Irische Slang ist einfach schwer zu verstehen. Aber da es eine Koproduktion
mit ARD und Arte war wird es sicherlich nicht lange dauern bis eine Synchronisierte
Fassung zu sehen ist.
Die Kurzfilme waren dann der letzte Block den ich gesehen habe. Da waren wie
immer gute bis sehr gute Filme dabei. Ich will nur zwei erwähnen die mir
gut gefallen haben. Zum einen Morgen und Kanal.
Gegen 21h war dann der Einlass zur Preisverleihung. Die Organisation war besser als das was ich an anderen Jahren erlebt habe. Oder war ich nur rechtzeitig da? Egal. Jedenfalls hatte ich einen guten Platz. Neben den üblichen Reden wie toll das Festival war usw. (p.s. das Festival war toll) kamen die einzelnen Juris oder ein Vertreter von denen auf die Bühne. Es gab auch die normalen peinlichen Momente wo dem Ausgezeichneten die Worte fehlen, er die Blumen mitten in der Dankesrede noch annimmt oder gar nicht weis das er überhaupt was sagen soll. Dieses mal hat es leider nicht geklappt eine Preisträgerin per Handy zu informieren, die war gerade für eine Dokumentation im Brasilianischen Dschungel. Dafür ist ein anderer 'mal eben' noch in den Flieger gestiegen der dann um 21h in Frankfurt angekommen ist. Er war tatsächlich rechtzeitig zum Preisempfang angekommen.
Nach der Verleihung gabs dann die Party mit Musik und vielen Gesprächen.
Les diables (The Devils, Kleine Teufel) von Christophe Ruggia, Frankreich
Folk flest bor i Kina (Utopia - Nobody is Perfect in the Perfect Country, Die meisten Menschen leben in China) von Morten Tyldum, Arild Frölich, Sara Johnson, Ingeborg Torgersen, Terje Ragnes, Magnus Martens, Martin Asphaug, Hans Petter Moland, Thomas Robsahm, Norwegen
Emtehan (The Exam, Hundert Frauen) von Nasser Refaie, Iran
Morgen (Tomorrow, Der letzte Morgen) von Jacqueline van Vugt, Niederlande
dieses mal zwei Preisträger weil die Beiden in der Publikumsgunst gleich auflagen:
Charlie Butterfly von Dariusz Steiness, Dänemark
La Spagnola (The Spanish Woman, Die schöne Spanierin) von Steve Jacobs, Australien,
Folk Flest Bor I Kina (Utopia - Nobody is Perfect in the Perfect Country, Die meisten Menschen leben in China) von Morten Tyldum, Arild Frolich, Sara Johnson, Ingeborg Torgersen, Terje Ragnes, Magnus Martens, Martin Asphaug, Hans Petter Moland, Thomas Robsahm, Norwegen
Zmruz Oczy (Squint Your Eyes, Wahrheiten und Augenzwinkern) von Andrzej Jakimowski, Polen
Tussenland (Sleeping Rough, Zwischenland) von Eugenie Jansen, Niederlande
Glowing Growing (Glowing Growing, Die Freiheit des Einzelnen) von Kei Horie, Japan
Die jeweiligen Begründungen gibt es hier.
Zusammenfassend kann ich also sagen das praktisch jeder Film der mir gefallen hat einen Preis bekommen hat. Sowas freut natürlich ungemein. Es gab da schon andere Zeiten.
Und nun wird dieses Weblog geschlossen. Mal sehen ob es nächstes Jahr wieder eine neue Auflage gibt. Über Feedback würde ich mich jedenfalls freuen.
(Wer Rechtschreibfehler findet das sie behalten.)
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